Samstag, 6. September 2014

Der Gletscher senkt sich ab

Update: Gegen 16:30 Uhr deutscher Zeit ein M4.4 Erdbeben unter der Caldera, gefolgt von einem M4.2 gegen 18:43 Uhr Ortszeit.

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Die Erdbebenaktivität ist heute sehr gering. Bisher wurden ca. 110 Erdbeben aufgezeichnet. Das stärkste Beben heute Morgen um 05:40 Uhr Ortszeit mit einer Magnitude von 5.0 unter der Bardarbunga Caldera.

Credits Icelandic Met Office

Die Spalteneruptionen gehen auf Vortagesniveau weiter. Der Lavastrom hingegen hat gestern einen riesen Sprung gemacht. Er ist mittlerweile nur noch 1km vom Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum entfernt und erreicht diesen in den nächsten 24 Stunden. Dann ist mit Dampfexplosionen und lokalen, kleinen Aschewolken zu rechnen.

Credits University of Iceland

Gestern berichtete ich in einem Update von einer Vertiefung im Dyngjujökull Gletscher (hier das Foto: http://www.ruv.is/files/myndir/eldgos_haukur_1.jpg).
Diese liegt 6 km vom Gletscherende entfernt und ist mittlerweile auf 35m Tiefe angewachsen.
Bei einem Überwachungsflug gestern wurde noch eine zweite, große Vertiefung 10km vom Gletscherende entdeckt.
Hier ein Foto mit Lichtreflexionen der Sonne: http://avd.is/en/wp-content/uploads/2014/09/IMG_1240-1024x682.jpg
Es liegt nahe, dass diese Vertiefungen die Folge von kurzen, kleinen subglazialen Eruptionen sind.

Beim gleichen Überwachungsflug wurden große Veränderungen an der Eisoberfläche der Bardarbunga Caldera festgestellt. Das Eis hat sich in der Mitte der Caldera um bis zu 15m abgesenkt. Dies entspricht einer Volumenänderung von 0.25km³.
Seit Beginn der Messungen auf Island in der Mitte des letzten Jahrhunderts habe man so eine Veränderung noch nie registriert. Das letzte mal, dass es etwas Vergleichbares gab, war die Askja Eruption im Jahr 1875. Damals sank die Caldera um 300m ab und der Kratersee Öskjuvatn war geboren. Natürlich war das Event viel größer, jedoch sind die Aktivitäten am Bardarbunga andauernd und sehr bedeutsam.
Es wurden keine Anzeichen für eine subglaziale Eruption oder Geothermale Aktivitäten entdeckt.
Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass diese Absenkung im Zusammenhang mit den starken Erdbeben und dem Magmafluss in den Dyke nach Nordosten steht.
Eine Theorie ist, dass die Caldera auf dem Magma ''schwimmt'' und es somit in Richtung des Dykes drückt, welcher die Eruptionen im Holuhraun Lavafeld speist.

Credits University of Iceland

Weiterhin werden diese 4 Szenarions am Wahrscheinlichsten angesehen:

1. Der Magmafluss im Untergrund könnte stoppen, die seismische Aktivität würde radikal abnehmen und es würde keine weitere Eruption mehr geben.
2. Der Dyke erreicht die Erdoberfläche nördlich des Dyngjujökullgletschers. Die Folge wäre eine Eruption, eventuell auch an einer neuen Spalte.
3. Die Magmaintrusion erreicht die Erdoberfläche erneut und es gibt eine Spalteneruption oder eine subglaziale Eruption unter dem Dyngjujökull. Zweites hätte einen Gletscherlauf in den Jökulsá á Fjöllum zur Folge.
4. Eine Eruption in der Bardarbunga Caldera unter dem Gletscher. Dies hätte einen Gletscherlauf zur Folge und wahrscheinlich auch explosive, Asche produzierende Aktivitäten.

Auf der Webcam http://www.livefromiceland.is/webcams/bardarbunga/ sieht man mittlerweile ein Radar stehen, welches im Falle einer subglazialen Eruption die Aschewolke beobachten soll.

Der Grabenbruch vergrößert sich weiterhin. Ein aktuelles Foto von heute lässt seine Ausmaße erahnen. Es fließt weiterhin mehr Magma in den Dyke, als eruptiert wird. Infolgedessen werden weitere Eruptionen stattfinden, bis der Druck ausgeglichen wird.

Credits Þorvaldur Þórðarson


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